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Open Science

Open Science (Offene Wissenschaft) ist ein Sammelbegriff für die Adaption digitaler Technologien im Wissenschaftssystem sowie damit einhergehende (intendierte) Veränderungen von Forschungskulturen und -prozessen. Zu den Grundannahmen von Open Science gehört, dass die Digitalisierung den Zugang zu wissenschaftlichen Methoden, Daten und Publikationen erleichtert und den Austausch innerhalb des Wissenschaftssystems sowie mit anderen Teilsystemen (Wirtschaft und Gesellschaft) fördert.

Diese Entwicklungen vollziehen sich insbesondere in folgenden Teilbereichen des Forschungsprozesses:

  • Wissenschaftliche Publikationen (Open Access)

  • Forschungsdaten (Open Data)

  • Methoden (Open Software)

  • Begutachtungs-/Entscheidungsprozesse (Open Peer Review)

  • Reputationssysteme (alternative Metriken und Anreizsysteme)

  • Beteiligungsmöglichkeiten für Nicht-Wissenschaftler/innen (Citizen Science)

Mit Open Science verbinden sich insbesondere folgende (wissenschaftspolitische) Erwartungen:

  • Höhere Transparenz (Nachvollziehbarkeit) und zusätzliche Qualitätssicherungsmöglichkeiten (Reproduzierbarkeit) im Forschungsprozess zur Stärkung des Vertrauens in die Wissenschaft

  • Schnellere Nachnutzung von Forschungsergebnissen für eine höhere Leistungsfähigkeit des Wissenschaftssystems

  • Effektiverer Wissenstransfer in Wirtschaft und Gesellschaft zur Stimulierung von (auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden) Innovationen

  • Einbeziehung von Nicht-Wissenschaftler/innen für eine stärkere gesellschaftliche Relevanz und Akzeptanz von Forschungsprioritäten

Open Science in der EU-Forschungspolitik

Open Science ist seit 2015 ein integraler Bestandteil der EU-Forschungspolitik bzw. darauf aufbauend von Fördermaßnahmen in den EU-Rahmenprogrammen für Forschung und Innovation. Als Teilbereich von Open Science wurden bereits 2008 eine Open Access-Policy als Pilotmaßnahme im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm eingeführt und seitdem sukzessive erweitert, beispielsweise um den Open Data-Piloten seit 2014 in Horizon 2020. Die EU-Kommission bündelt ihre Open Science-Aktivitäten in den folgenden Handlungsfeldern:

  • Wissenschaftliches Publikationswesen: Offener Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen aus EU-geförderten Projekten

  • Forschungsdaten: Beachtung der FAIR-Prinzipien (Findable, Accessible, Interoperable and Reusable) und offener Datenaustausch als Standard für die Ergebnisse von EU-geförderter Forschung

  • European Open Science Cloud (EOSC): Förderung von Informationsinfrastrukturen für grenz- und disziplinübergreifenden Zugang und Austausch von Forschungsdaten

  • Neue Metriken: Etablierung neuer Indikatoren zur Messung von Forschungsqualität und Impact

  • Kompetenzen und Anreizsysteme: Berücksichtigung von Open Science-Aspekten bei der Ausbildung von Forschenden sowie der Bewertung von Forschungslaufbahnen

  • Citizen Science: Einbeziehung der Öffentlichkeit bzw. Zivilgesellschaft in den Forschungsprozess (beispielsweise durch eine Beteiligung an der Erhebung von Forschungsdaten)

Open Science in Horizon Europe

Die Open Science-Vorgaben in Horizon Europe sind überwiegend eine Fortführung des Vorgängerprogrammes Horizon 2020. Insbesondere sind wissenschaftliche Publikationen aus EU-geförderten Projekten unmittelbar über geeignete Repositorien offen zugänglich zu machen (Open Access). Dafür müssen die Autor/innen solcher Publikationen sicherstellen, über die erforderlichen geistigen Eigentumsrechte zu verfügen. Außerdem sind nur Publikationskosten von ausschließlich im Open Access-Modus tätigen Verlagen erstattungsfähig.   

Hinsichtlich Forschungsdaten aus EU-geförderten Projekten besteht eine Verpflichtung zur Beachtung der FAIR-Prinzipien (einschließlich der Einreichung entsprechender Datenmanagementpläne) sowie zur Gewährleistung eines offenen Datenzugangs (Open Data), allerdings mit Opt-out-Möglichkeiten im Falle von schutzwürdigen Interessen (z.B. bei personenbezogenen Daten, Geschäftsgeheimnissen, etc.).

European Open Science Cloud (EOSC)

Mit der EOSC wird (primär durch eine Vernetzung nationaler bzw. disziplinärer Informationsinfrastrukturen) eine virtuelle europäische Forschungsumgebung geschaffen. Dies umfasst insbesondere gemeinsame Standards, Zugangs- bzw. Beteiligungsregeln und Services (z.B. zu Metadaten, PIDs, Authentifizierung), welche einen länder- bzw. disziplinübergreifenden Zugang zu Forschungsergebnissen (Daten und anderen digitalen Objekten) und deren zuverlässige Nachnutzung ermöglichen und verbessern sollen. Seit 2016 hat die EU-Kommission sowohl über Fördermaßnahmen (u.a. zur Umsetzung der FAIR-Prinzipien sowie zur Einbindung von europäischen Forschungs- bzw. Informationsinfrastrukturen wie z.B. ESFRI-Projekten) im Rahmen von Horizon 2020 als auch über den Aufbau einer vorläufigen Governance-Struktur die Entwicklung der EOSC gemeinsam mit den EU-Mitgliedstaaten vorangetrieben.

In Horizon Europe wird die EOSC in Form einer ko-programmierten Partnerschaft zwischen der EU-Kommission, den Mitgliedstaaten und Stakeholder-Organisationen fortgeführt. Zu diesem Zweck wurde im Juli 2020 von interessierten Stakeholder-Organisationen eine Rechtsstruktur (EOSC Association) für eine entsprechende Partnerschaftsvereinbarung mit der EU-Kommission gegründet. Die EU-Mitgliedstaaten bzw. an Horizon Europe assoziierten Staaten werden über ein externes Steuerungsgremium an der Governance der EOSC-Partnerschaft beteiligt sein.

Open Research Europe

Open Research Europe (ORE) ist eine von der EU-Kommission finanzierte und verantwortete Open Access-Publikationsplattform für die Veröffentlichung von Ergebnissen aus EU-geförderten Projekten (Horizon 2020 bzw. Europe) aller Wissenschaftsdisziplinen.

Die Nutzung von Open Research Europe ist für EU-geförderte Forschungsprojekte nicht verpflichtend, ermöglicht aber die Einhaltung der Open Access-Vorgaben des EU-Forschungsrahmenprogramms. Die Publikationsgebühren pro Artikel werden direkt und zentral von der EU-Kommission übernommen.

Einreichungen werden nach einer formalen Prüfung sofort als Preprint (unter einer CC-BY-Lizenz) veröffentlicht und danach durch externe Fachgutachter/innen evaluiert, wobei sowohl die Bewertungen als auch die Namen der Begutachtenden öffentlich zugänglich sind (Open Peer-Review).

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